Neuerscheinungen Kulinarik

26.11.22
KulturKultur, TopNews 

 

Buchtipps von Michael Lausberg

Buch 1

Gin Inside. Eine inspirierende Reise mit Rezepten, Tipps und Trends, VT Verlag, München 2022, ISBN: 978-3-7667-2603-2, 79,95 EURO (D)

Gin Inside ist eine Liebeserklärung an eine der angesagtesten Spirituosen der Welt. Dieses Buchgibt Antworten auf alle Fragen zum Thema Gin und gewährt dabei tief greifende Einblicke hinter die Kulissen der Ginproduktion vielfältiger Marken. Das Buch erscheint gleichzeitig in deutscher und englischer Sprache.

Zu Beginn geht es um die Herstellung von gutem Gin. Dabei werden die Zutaten, die richtige Mischung und der Dreiklang der Herstellung (Mazeration, Digestion, Perkolation). Danach folgt ein Plan für die eigene Gin-Geschmacksreise, wo 7 verschiedene Typen von Gin vorgestellt werden. Ferner gibt es eine Anleitung, seinen eigenen Gin zu Hause herzustellen.

Anschließend folgt eine kurze Geschichte des Gins und des Tonics mit der Geburtsstunde des Gin & Tonic im 17. Jahrhundert, der schon bald die Welt erobern sollte.

Danach schließt sich das umfangreichste Kapitel an: Die Entdeckungsreise zu Destillerien rund um den Globus. Zuerst werden die besuchten deutschen Destillerien geordnet nach Bundesland aufgelistet und in einer Karte eingezeichnet. Diese werden dann in einzelnen Kapitel beschrieben: Ein Bild des Produkts eröffnet dies immer, dann folgt ein Text über das Produkt und die Destillerie. Außerdem gibt es neben einer Karte zur Lage Informationen über die Gin-Kategorie, das Gründungsdatum des Produkts, zur Größe und zum Geschmack.

Nach den zahlreichen deutschen Destillerien werden solche in Österreich, der Schweiz, Großbritannien, den USA, Venezuela, Niederlande, Frankreich, Italien, Kroatien, Finnland, Südafrika und Japan nach dem obigen Schema behandelt.

Verschiedene dazugehörige Tonic-Essenzen und die Firmen dahinter werden dann vorgestellt.

Einige Bars, ihr Ginangebot, weitere Filialen plus Adresse und Kontakt kommen dann an die Reihe. Anschließend gibt es Interviews mit Gin-Experten: Diese beginnen mit Martin Thibault, Leiter der Advocacy-Abteilung für Bombay Gins. Weiter geht es mit Frank Thelen, Markenbotschafter aus dem Hause Diageo.Danach wird Magnus Tobler, ebenfalls Markenbotschafter, interviewt. Lu Geipel, Berliner Bartenderin mit ausgefallenen Kreationen, und Steffen Zimmermann, Bartender in Berliner Bars und Clubs, komplettieren dies.

Cocktails und ihre Erfinder werden danach vorgestellt. Dazu gibt es eine Zutatenliste, Informationen zum Zubereitungsvorgang, zur Temperatur und Gläserwahl.

Anschließend geht es um das Zusammenspiel von Gin und Essen. Dazu wird Kristof Mulack, Koch und Restaurant-Konzeptentwickler aus Berlin, interviewt. Außerdem liefert er verschiedene Lieblingsrezepte als Empfehlung.

Das Buch hat qualitativ hochwertige Bilder und Layout. Leider fehlt ein Literaturverzeichnis zum selbständigen Weiterlesen oder ein Register.

Ein tolles Buch sowohl für Gin Liebhaber und Kenner, als auch für Gin Neulinge. Besonders sind die vielen Erlebnisreisen rund um die Welt und die Anleitung zum eigenen Homemade Gin.


Buch 2

Jens Dreisbach: 111 Cocktails, die man getrunken haben muss. Das Original, Emons, Köln 2022, ISBN: 978-3-7408-1632-2, 18 EURO (D)

Dieses Buch schüttelt und serviert Klassiker für den Hausgebrauch mit entsprechender Zutatenliste und Zubereitungsvorgang. Die Vorstellung geschieht alphabetisch geordnet nach Cocktailname.

Vorgestellt wird zum Beispiel der Mai Tai, einer der beliebtesten Rum-Cocktails und Longdrinks. Seine klassischen Bestandteile sind Rum, Limettensaft, Orangenlikör  und Mandelsirup. Mai Tai klingt exotisch, wurde jedoch in Amerika erfunden und strahlt ein karibisches Flair aus. Die Frage nach dem Erfinder ist umstritten und artet in Streit aus.

Beim Negroni stellt sich auch die Frage nach der Herkunft, ob amerikanisch-toskanischer oder kenianisch-senegalesischer Natur. Der Negroni wird direkt in einem gekühlten Tumbler zubereitet. Man verrührt dabei über einigen Eiswürfeln zu gleichen Teilen Gin, roten (italienischen) italienischen und den Bitter-Aperitif Campari und garniert mit einer halben Orangenscheibe oder einem Stück Schale.

Oder das berühmte Katergetränk Bloody Mary. Die Bloody Mary besteht im Wesentlichen aus Wodka und Tomatensaft, wobei das Mischungsverhältnis variieren kann. Bei der Art der Zubereitung sollte darauf geachtet werden, dass der Cocktail wegen des enthaltenen Tomatensafts, dem Sauerstoff schadet, nicht geschüttelt werden sollte.

Jeder Cocktail wird auf zwei Seiten vorgestellt. Auf der linken Seite gibt es Hintergrundgeschichten zu der Entstehung und den jeweiligen Umständen, zum Namen, Legenden um den Cocktail, Geschmack, Inhaltsstoffe und Verbreitung. Auf der anderen Seite gibt es hochwertige Abbildungen des fertigen Produktes, oben gibt es die Zutatenliste, Mischung und Informationen zum Servieren.

Hier wird eine große Bandbreite vorgestellt: Die Kreationen reichen vom Einsteiger-Cocktails über Klassiker bis hin zu ausgefallenen Cocktails. Das Buch ist in einem lockeren Ton mit vielen Hintergrundinformationen geschrieben. Eine Übersicht zur Wahl der passenden Gläser fehlt allerdings.

Das Buch eignet sich besonders für Anfänger, da hier viele leicht herstellbare Cocktails für jede Gelegenheit vorgestellt werden.


Buch 3

Die Speise- und Wunderkammer der exzentrischen Küche. Bezaubernd ausschweifende Fundstücke aus Jahrtausenden des kulinarischen Wahnsinns. Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Tobias Roth und Moritz Rauchhaus, Verlag kulturelles Gedächtnis, Berlin 2022, ISBN:978-3-946990-65-9, 28 EURO (D)

Die Geschmäcker ändern sich beständig, in der Geschichte wie im Leben: Ein Gericht, das hier alltäglich ist, ist dort extrem, was einst volkstümlich war, ist jetzt gesuchte Kostbarkeit, und mancher Gourmet verlegte seinen Wohnort für eine Zutat. Auf den Tellern zeigt jede Gesellschaft ihr Gesicht - ihr normales und ihr exzentrisches.

Tobias Roth und Moritz Rauchhaus haben in dieser Wunderkammer eine kuriose Auswahl aus zweitausend Jahren Küchenwahnsinn zusammengestellt: Hoch- und Tiefpunkte der Völlerei und Feinschmeckerei, rauschende Feste und groteske Gastereien, Rezepte, Menüs, Listen, Landkarten und zahlreiche Abbildungen.

Ein paar Auszüge: Die Wiege der Geschmackskritik ist Alexandre Balthazar Laurent Grimod de la Reyniere zuzuordnen. Zwischen 1803 und 1812 kamen die acht Bände seines „Almanach des Gourmands“ heraus, der als Anleitung zu verstehen ist, was in welchem Monat des Jahres am besten zuzubereiten ist. Auch einzelne Restaurants oder Märkte werden genannt, was als Inspiration für die großen Gastronomiekritiker heutiger Tage gilt. Einer der berühmtesten Vielesser war Nicolas Wood, den der englische Dichter John Taylor im 16. Jh. in einem Gasthof bei Kent traf. Wood aß angeblich über 60 Eier, einige Kuchen und Teile eines Lamms.

Außerdem wird das Cock Ale (Gockelbier) vorgestellt, das im 17. Jahrhundert beliebt war und in zahlreichen Kochbüchern auftauchte wie in dem von Kenelm Digby aus dem Jahre 1669. Oder die größte Obstplatte der Welt, die am 28. Juli in Brasilia präsentiert wurde. Sie bestand aus 10 Früchten und wog genau 18.805, 84 kg. Nicht fehlen dürfen auch die kulinarischen EU-Verbote wie die Verordnung aus dem Jahre 1988 zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Gurken.

Im Anhang gibt es noch ein Abbildungsverzeichnis, ein Literaturverzeichnis und ein Glossar.

Hier werden erhellende, heitere und skurrile Geschichten, Rezepte, kulinarische Schriften oder Bräuche quer durch die Geschichte zusammengetragen. Eine Fundgrube an nützlichen und unnützem Wissen, das selbst Experten überraschen wird. Ein höchst unterhaltsames Buch.







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